Die Presse zur Wümme-Austellung

Die Rotenburger Rundschau zur Ausstellung:

Von der Quelle zur Mündung

Fischerhude (vm). Die Wümme ist ein malerischer Fluss. Das möchte der Kunstverein Fischerhude wieder einmal aufzeigen. Mit 80 künstlerischen Exponaten Von mehr als 35 Künstlern aus der Wümmeregion Von der Quelle bis zur Mündung.

Am Sonntag, 6. Juli, wird die Ausstellungseröffnung ab 11:30 Uhr mit einem Konzert des Limus-Quartetts zelebriert. Harjo Bohling von der Stiftung Heimathaus Irmintraut wird Grußworte sprechen, Petra Hempel bereitet auf die künstlerische Flussfahrt vor und der Kurator derAusstellung, Wolf-Dietmar Stock, erklärt sein Konzept, das ein Stück Flussphilosophie darstellt.

Die Vorbereitungen sind praktisch abgeschlossen, da sorgt ein Anruf von Duncan Mattis für zusätzliche Vorfreude. Der Mann aus München hatte sich an die Rotenburger Rundschau gewandt, die er im Internet ausfindig gemacht hatte. Er teilte mit, dass er ein Bild von einem Maler Rohmeyer auf seinem Dachboden gefunden habe und wollte wissen, ob die Rundschau einen Ansprechpartner vermitteln könnte. Umgehend wurde der Kontakt zu Wolf-Dietmar Stock hergestellt. der Vorsitzende des Kunstvereins machte sich gleich an die Recherche. „Rohmeyer hat in München studiert und auch seine Frau kommt aus der Gegend. Ein Werk mit dem Titel Sommertag gibt es bereits, ein weiteres könnte Rohmeyer später gemalt haben“, meint Stock. Oft sei es so, dass nachfolgende Generationen mit den Werken nicht mehr viel anfangen können und sie in der Versenkung verschwinden. Der Münchener Mattis sagte zu, das Bild per Paketdienst nach Fischerhude zu versenden, ohne Rahmen, denn den wird Benjamin Rohmeyer, seines Zeichens Tischler und Urenkel des Malers mit Wohnsitz in Fischerhude, anfertigen. Natürlich soll das Exponat die Ausstellungseröffnung als I-Tüpfelchen schmücken. Die Frage, ob das Bild noch rechtzeitig eintreffen wird und ob es sich tatsächlich um ein Original handelt, konnte erst am Donnerstagabend beantwortet werden – und zwar bei einem Treffen in Buthmanns Hof, dem Veranstaltungsort, wo auch Ruth Rohmeyer, Mutter Von Benjamin, zugegen war. Noch verpackt lag das Bild auf dem Tisch in der Galerie. Vorsichtig befreite es Stock aus dem Papier. Zum Vorschein kam tatsächlich ein Original. Handschriftlich hatte derKünstler auf der Rückseite den Titel Sommertag fixiert. „Das Bild muss mal in einem Raucherzimmer gehangen haben, denn die Farben sind sehr dunkel geworden“, so die erste Einschätzung über den Zustand. Auch hat es einige kleine Macken. Dass konnte die Freude über den aufgetauchten Schatz aber nicht schmälern. Ruth Rohmeyer und Wolf-Dietmar Stock waren gleich in ein Gepräch vertieft, um herauszufinden, wer die dargestellten Personen (Mutter und Kind) auf dem Bild sind und wo der idyllische Platz sein könnte, den der Künstler einst in seinem Werk festgehalten hat.

Das Bild stellt Duncan Mattis dem Kunstverein für die Dauer der Ausstellung als Leihgabe zurVerfügung. Stock informiert, dass das Exponat in Fischerhude bleiben wird, weil es einen starken Interessenten gefunden hat.

Die Wümme ist ein Fluss, der schon zahlreichen Malern eine Quelle der Inspiration war, so auch für Ernst Müller-Scheeßel (1863–1936). der in Scheeßel geborene entdeckte nach Wanderjahren in Kanada und Studien in München seine Heimat wieder, wurde Mitbegründer des Heimatvereins Niedersachsen und des Trachtenfestes. Sein Atelierhaus an der Wümme bei Varel (Scheeßel) wurde zum Ausgangspunkt für anmutige Bilder Von Heide und Wümme.

Ein Faszination verbreitender Maler war Heinrich Jaacks (1896–1954) aus Rotenburg. Zusammen mit Adolf Erbslöh hatte der Expressionist in der Hamburger Kunsthalle ausgestellt. Auch die Bremer Kunsthalle würdigte sein Schaffen. der Kunsterzieher Alfred Eversmeyer (1928–2008) schuf eindrucksvolle, meditative Bilder Von der Wiedau, einem Nebenfluss der Wümme. Helga und Dan Groll aus Rotenburg sind auf der Ausstellung mit Zeichnungen und Aquarellen vertreten. Als Kanuten kennen und lieben die Wümme seit Jahrzehnten. Auch die in Rotenburg aufgewachsene Bühnenbildnerin Susanne Wischnowski ist mit Von der Partie.

Einen Schwerpunkt der Malerei gibt es allerdings in Fischerhude. Abgeschieden vom großen Verkehr auf einer Insel im Wümmedelta gelegen, war das fisch- und heureiche Fischerhude im Jahr 1896 eine Entdeckung anlässlich einer gemeinsamen Wanderung Von Fritz Overbeck (1870–1910) und Otto Modersohn (1865–1943). Sie zeichneten, bis ihre Skizzenbücher voll waren und beschlossen, das Erlebte ganz für sich zu behalten. Als sie fragten, ob es hier schon Maler gebe, hieß es: „Een is all dor.“ Die Rede war Von Heinrich Breling (1849–1914), der nach einer märchenhaften Karriere als königlicher Hofmaler bei Ludwig II. in Bayern in den Ort seiner Kindheit zurückgekehrt war. Er war in Fischerhude als Sohn des Zollgrenzaufsehers aufgewachsen und Von einem Stader Weinkaufmann dem König Von Hannover zur Förderung empfohlen worden. Breling siedelte sich wieder in Fischerhude an und baute 1908 sein Haus inder Bredenau. Otto Modersohn lernte dessen Tochter Louise beim Richtfest kennen und verliebte sich in sie.

Inzwischen war 1904 Wilhelm Heinrich Rohmeyer (1882–1936) nach Fischerhude gekommen und wirkte als erster Maler mit festem Wohnsitz an der Wümme. Sein strohgedecktes Atelierhaus blickte direkt auf den malerischen Nordarm. An diesem Ort entstand auch das Bild Sommertag.

Die vielfältige Ausstellung ist noch bis 26. Oktober in Buthmanns Hof, in den Galerieräumen des Kunstvereins, Im Krummen Ort 2, in Fischerhude zu sehen und begleitet die Ausstellung „Die Wümmeniederung als Kultur- und Naturraum – 100 Jahre Wümmewasserverband“.
Sie ist von Dienstag bis Samstag von 14:30 bis 17:30 und sonntags von 11:30 bis 17:30 Uhr geöffnet.

© Rotenburger Rundschau GmbH & Co. KG

Wolf-Didetmar Stock und Ruth Rohmeyer vor zwei Rohmeyer-Bildern mit dem gleichen Namen

Kunstverein Fischerhude

in Buthmanns Hof e.V

Im Krummen Ort 2

28870 Fischerhude